Analysen in ArcGIS Online - Ein Anwendungsbeispiel Supermarkt Versorgung

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08-20-2014 04:35 AM
MatthiasMeiler
Esri Contributor
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Um die Abwanderung aus Städten zu verhindern, ist es notwendig die Städte attraktiv zu entwickeln. Ein wichtiger Punkt ist dabei Sicherung der Daseinsgrundfunktionen. Deshalb sollten die Stadtgebiete beispielsweise ausreichend mit Supermärkten versorgt sein. Aber wann ist überhaupt eine gute Versorgung gegeben?

Mich interessiert:

  • Welche Supermarkt Standorte gibt es in einer Stadt?
  • In welchen Gebieten erreicht man diese innerhalb einer bestimmten Gehzeit?
  • Wo gibt es Gebiete, die geeignet sind für neue Supermärkte?

Daten für die Analyse:

Die Seite OpenData.HRO‌ der Hansestadt Rostock bietet zahlreiche offene Datensätze in verschiedenen Formaten. Unter Anderem auch die Punktdaten der Supermärkte.

Für die Analyse der Versorgung auf einzelne Gebiete, eignen sich die verschiedenen Ortsteile von Rostock. Diese werden noch um die Bevölkerungszahlen erweitert, die ebenfalls auf der Open Data Seite der Hansestadt Rostock zu finden sind.

Ausgangskarte

Die CSV-Datei kann direkt in der Karte verlinkt werden. Das hat den Vorteil, dass alle Änderungen, die in der CSV-Datei getätigt werden, auch unmittelbar in der Karte übernommen werden.

Die Ortsteile mit ihren Bevölkerungszahlen sind statische Daten und können deswegen einfach als Shapefile zur Karte hinzugefügt werden.

Ausgangskarte.jpg

Hier die Ausgangskarte: http://bit.ly/1A8FFrt

Die Supermarkt-Standorte werden mir nun schon einmal angezeigt. Es interessiert mich aber auch, von welchen Gebieten aus man diese innerhalb einer Gehzeit von 15 Minuten erreicht. Dazu errechne ich mir nun diese Gebiete mit einer Analysefunktion in ArcGIS Online.

Analyse: Nachbarschaftsanalyse verwenden -> Fahrzeitgebiete erstellen

Über das Kontextmenü des Punktlayers gelangt man zur Analyse Fahrzeitgebiete erstellen.

Die Analysefunktionen sind nicht jedem Mitglied einer Organisation freigegeben

Ich wähle die Option Gehzeit innerhalb von 15 Minuten aus. Da einige Supermärkte nah beieinander liegen, wähle ich zusätzlich für die Erstellung der Gebiete Zusammenführen aus, damit sich überlagernde Gebiete ergänzen.

Analysetool.jpg

Es ensteht ein Ergebnislayer, der der Karte hinzugefügt wird.

Zwischenergebnis 1

ZW_Ergebnis_1.jpg

Hier Zwischenergebnis-Karte: http://bit.ly/1u0oCrC

Hier sehen wir die Gebiete, die bestens mit mit Supermärkten versorgt sind.

Um nun die weniger gut versorgten Gebiete zu identifizieren, überlagere ich die Ortsteile von Rostock mit den eben erstellten Gehzeitgebieten. Anschließend führe ich die Analyse Layer überlagern für den Layer Rostock_Stadtbereiche_Bev_2012 mit der Overlay-Methode Radieren aus. Als Overlay-Layer nehme ich die Gehzeitgebiete.

Analysetool_1.jpg

Es entsteht ein neuer Ergebnislayer, der die Stadtbereiche Rostocks ohne die von den Supermärkten ausgehenden Gehzeitgebiete enthält. Das neu entstandene Feature enthält auch die Bevölkerungsdichte des jeweiligen Stadtbereichs (aus dem Shapefile der Ortsteile). Den neuen Layer symbolisiere ich nun noch anhand der Bevölkerungsdichte. Damit sieht man auf Anhieb, in welchen Gebieten neue Supermärkte sinnvoll wären.

Ergebnis.jpgErgebnis_Legende.jpg

Hier die Ergebnis-Karte: http://bit.ly/1A8FWuy                                                  Bevölkerungsdichte

Daten bereitgestellt von der Hansestadt Rostock © Hansestadt Rostock (ODC-By)

5 Comments
JohannesFuchs
Esri Contributor

Sehr schönes Beispiel!

RomanStarý
New Contributor II

Sehr gut! Und wenn man das weiterspinnt: ein Unternehmen kann diese Ergebnisse mit weiteren Daten anreichern, wie z.B. Altersstruktur der Bevölkerung, Einkommensverhältnisse, und damit das eigene Sortiment, Sonderangebote und Aktionen zielgerichtet planen.

RalfHackmann
New Contributor

Hallo,

eine schöne Untersuchung! In meiner Diplomarbeit (1999) habe ich mit ArcView 3 genau diese Fragestellungen zur Grundversorgung der Bevölkerung untersucht. AGOL bietet heute tatsächlich eine Vielzahl interessanter Möglichkeiten zur Visualisierung und Analyse von Daten. Was früher nur am Desktop-GIS machbar war, geht jetzt mit ein paar klicks in der Cloud.

Das kann allerdings auch dazu verleiten, manchmal vielleicht etwas zu unkritisch mit den angebotenen Funktionen umzugehen.

Ein paar Gedanken hierzu:

Wichtig für die (wohnungsnahe) Grundversorgung der Bevölkerung ist ja tatsächlich die fußläufige Entfernung! Du sprichst ja ebenfalls von "Gehzeiten". Gerade ältere Menschen fahren eben nicht mit dem Auto zum Supermarkt, sondern müssen laufen.

Es sollen also Gebiete ermittelt werden, die man "innerhalb einer Gehzeit von 15 Minuten erreicht".

Verwendet wird aber die Fahrzeitenanalyse in AGOL, welche natürlich auf routingfähigen (Fahrzeug-)Strassendaten basiert. Die so generierten Erreichbarkeits-Polygone entsprechen leider oftmals nicht ansatzweise dem fussläufigen Einzugsgebiet in der Realität - selbst wenn der "Gehzeiten"-Modus verwendet wird. Ein Fußgänger benutzt nicht nur Strassen, muss sich nicht an Auf- und Abfahrten halten, geht durch Grünanlagen und über Parkplätze usw...Andererseits darf er  zB nicht auf Autobahnen oder Schnellstrassen gehen! Das Bild wird somit recht stark verzerrt.

An dieser Problematik kranken leider alle GIS-gestützen Analysen von Entfernungsberechnungen für Fußgänger. Abhilfe könnte hier nur ein Wege-Datensatz schaffen, der auch sämtliche Fußläufige Verbindungsmöglichkeiten einschließt (1999 hatte ich aus dem Grunde ein Wegenetz aus ATKIS-Daten abgeleitet, und dieses zusätzlich noch anhand manueller Digitalisierung auf Fußwegeberechnungen hin optimiert). OSM-Daten könnten heutzutage eine alternative Grundlage sein.

Trotzdem:

Toll, was alles möglich ist - und das in der cloud!

Ergebniskarten der Analyse aus Osnabrück 1999/2000 hier:

Einzelhandel in Osnabrück

MatthiasMeiler
Esri Contributor

Ein Fußgänger benutzt nicht nur Strassen, muss sich nicht an Auf- und Abfahrten halten, geht durch Grünanlagen und über Parkplätze usw...Andererseits darf er  zB nicht auf Autobahnen oder Schnellstrassen gehen! Das Bild wird somit recht stark verzerrt.

Das Fußgänger Routing in ArcGIS Online berücksichtigt nicht nur die Geschwindigkeiten zu Fuß. Beim Routing fließen beispielsweise:

mit in die Berechnung ein.

Die Gehzeitgebiete werden Anhand des Fußgängerroutings erstellt.

RalfHackmann
New Contributor

Sehr interessant! Das sieht vielversprechend aus, hätte ich nicht gedacht!

Ich konnte das leider nicht selbst ausprobieren, da die Analyse glaube ich für mich nicht freigeschaltet ist.

Interessant wäre nun, wie flächendeckend tatsächlich diese Wege durch Grünanlagen usw. erfasst sind, und wie die Pflege dieser Informationen aussieht. Strassendaten werden natürlich regelmäßig upgedated durch die Anbieter, aber Fusswege?

Würde das gerne mal im Detail durchtesten irgendwann mal....:-)